“Am Ende des Dualismus: Architektur als Medium?.”

(Excerpt)

Review

Hilft jetzt nur noch, das Unumgängliche anzuerkennen? Welche Rolle fällt der Architektur im Rahmen der bildenden Kunst zu, nachdem das Scheitern ihrer Liaison offenkundig geworden ist? Eine Antwort gibt Fareed Armaly. An Strategien anschliessend, wie sie von Dan Graham und Michel Asher entwickelt worden sind, transformiert Armaly das künstlerisch-konzeptuelle Instrumentarium der Vorgängergeneration. Obwohl auch seine Beschäftigung mit Architektur umeine Kritik der Ideologie von Gebäuden und Institutionen kreist, artikuliert er diese Kritik weder so unnachgiebig direkt wie Asher, noch pflegt er einen thesenhaften Essayismus der Art von Graham. Armalys Ausstellungen Orphée 1990 (M.C.C. Saint-Etienne, 1990), Contact (Galerie Christian Nagel, Köln, 1992), Brea-kd-own (Palais des Beaux-Arts, Brüssel, 1993) dokumentiert eher ein Interesse daran, wie Situationen kultureller Vermittlung kumulieren. Die ortsspezifische Intervention gibt sich dabei immer gleichzeitig als Konstruktion und Rekonstruktion zu erkennen. Der theoretische-ästhetische Standpunkt, von dem aus Architektur und Geschichte des Maison de la Culture et de la Communication in Saint-Etienne bearbeitet wurde, ist nur schwer einer bestimmten Denkschule oder gar einer einschlägigen polemischen Position zurechenbar. Ausstellung und Katalog lenkten die Aufmerksamkeit der Besucher, so dass diese zwar keiner streng logisch angelegten Argumentation folgen mussten, dafür aber auf die vorgegebene, sich selbst nur indirekt thematisierende Ordnung angewiesen, in der sich die Interessen des Künstlers, die dem Imaginären der französischen Kultur in den fünfziger und sechziger Jahren galten, organisiert hatten.

In Brüssel setzte Armaly 1993 seine kulturgeschichtlichen Punktierungen fort. Im ehrwürdigen Palais des beaux-arts fand sich erneut ein Gebäude mit einer wechselhaft-opportunistischen Geschichte von Kulturkommunikation vor. Die Verbindung der von Armaly gewählten Themen—‘kultureller’/‘öffentlicher’ Raum, Symmetrie, Utopie, Monument/Fundament, geodätische Kuppeln usw. —resultiert in einer eigenwilligen Referenzstruktur auf die sich die repräsentativen Funktionen und Benutzungshinweisen von Architektur verteilen—als Information, als Aspekt mit Architekten, Urbanisten und Historikern, die an den diversen Umbauten der Ausstellungsräume des Palais des beaux-arts beteiligt waren, nutzt Armaly, um die unterschiedlichen Aggregatszustände von Architektur und Raum durchzudeklinieren. Architektur übernehme nicht nur theatralische oder monumentalisierende Aufgaben, sagt Armaly, sondern verwandle sich zunehmend aus einer materialen in eine mediale Form, die der Öffentlichkeit eine verjüngte, zeichengesättigte Urbanität suggeriere.

Als Armaly mit dem Ausstellungsdesign des Linzer Design Center für die diesjährige ‘ars electronica’ betraut wurde, schienen sich zunächst seine Architektur-als-Medium-Beobachtungen zu bestätigen: ‘Poster, Schilder und Führer sind buchstäblich genauso wichtig—und gewichtig—wie die Wände.’ Der Ausstellungsraum wird ‘Informationsfluss,’ was natürlich gut zum ‘Intelligente Ambient’—Motto der Cyber-Messe passte. Und doch standen für den Ausstellungsarchitekten neben konzeptuellen Problemen `traditionelle Fragen’ zur Statik und zur Tragfähigkeit der Böden auf der Tagesordnung. ‘In diesem Sinne, ’ schreibt Armaly, ‘ist der Ausstellungsort auch ein exemplarischer zeitgenössischer Kommentar zu den einfachen Wahrheiten über Kräfteverhältnisse.’