“Relatives Scheitern?.”

Ein Gespräch mit dem französischen Kurator Yves Aupetitallot über seine Arbeit mit künstlerischen Positionen der siebziger und neunziger Jahre der siebziger und neunziger Jahre

Review

Hedwig Saxenhuber: Als du 1992 gemeinsam mit Christian Philipp Müller das Projekt in der Unitè d’Habitation von Le Corbusier in Firminy durchführtest schien es, als sei die Befragung von Utopien der Moderne ein Thema, um das sich eine breite Allianz von künstlerischen Interessen bilden ließe. Mittlerweile scheint diese Allianz zerbrochen. Warum?

Yves Aupetitallot: Das Projekt in der Unitè betraf gut dreißig Künstlerlnnen. Von Beginn an war Fareed Armaly, mehr noch als Christian Philipp Müller, mein bevorzugter Gesprächspartner. Das Besondere an diesem Projekt lag gewiss darin, die Künstlerlnnen von Beginn an in die analytische Konzeption einzubeziehen; sogar zur Definition des Projektes hat jede/r der eingeladenen Künstlerinnen mehr oder weniger beigetragen.

Die Utopien, für die das Gebäude von Le Corbusier steht, sind faktisch am Zerfallen, sowohl die Idee der ‘Vereinigung der Künste’ als auch die Gesellschaftsutopie. Das Projekt von Firminy hat nicht versucht, diese überkommenen Positionen des utopischen Modernismus wiederzubeleben. Es ging darum, einer Gruppe von Künstlerinnen konkretes Material in die Hand zu geben, mit dem sie innerhalb eines zugleich realen und symbolischen Kontextes eine experimentelle Forschung unternehmen können, die einer komplexen Wirklichkeit gerecht wird. Den Kern des Ganzen bildete die Befragung der Rolle der Kunst und ihres Publikums in ihrem Verhältnis zur Gesellschaft, nicht die Trauerarbeit um verflossene Utopien. In dieser Hinsicht steht, neben anderen, Fareed Armalys Arbeit für Firminy stellvertretend für das gesamte Projekt. ”

(Exzerpt)