“Von Erinnerungen, Popmusik und Denkarbeit.”

Interview on Terminal Zone/Exhibition

Review

Im Mai 1988 erschien die erste Nummer der Zeitschrift TERMINAL ZONE herausgegeben von dem amerikanischen Künstler Fareed Armaly; Amerika ist Thema dieser ersten Ausgabe. Die nächste Nummer wird im Januar erscheinen und England zur Zeit der späten 70er, frühen 80er gewidmet sein.

Chuck Berry erzählt in seinem Klassiker Promised Land die Geschichte der USA, von ihrer Suche nach Glück, die stets mit dein Zug nach Westen verbunden ist. Der zentrale Begriff dieses Titels, „terminal zone”, meint nicht nur das Flughafengelände von Los Angeles, sondern auch die Endstation von Berrys Reise und seinen Sehnsüchten. Den Vereinigten Staaten ist die erste Ausgabe der Zeitschrift TERMINAL ZONE gewidmet. Ihr Herausgeber, der 31-jährige Fareed Armaly, stellte kürzlich mit seiner Einzelausstellung in der Münchner Galerie Christoph Dürr unter Beweis, dass er zu den überzeugendsten jungen amerikanischen Künstlern gehört. Er liefert die künstlerischen Bildbeiträge für sein aussergewöhnliches Zeitschriftenprojekt. Es sind Fotos von Denkmälern oder monumentalen Gebäuden in Washington, das Armaly als “particular kind of sign for a memory we never had” bezeichnet. Denn die dynamische Seite der amerikanischen Kultur liegt nicht im importierten Klassizismus, sondern in ihrer Musik. Armaly liess paarweise die kleinen Fotos auf die Vorder- und die Rückseite des Blattes, vorne auf schwarzem und hinten auf hellgrauem Grund drucken. Dreidimensional betrachtet gleicht so das Umblättern der Seite mit dem Foto als Fenster dem Durchschreiten einer Wand. Der Leser wird durch diesen Kunstgriff auf die andere Seite, „the impossible ,monument-in-revers’ space” gehievt. Die bewusste Lenkung und Produktion von spezifischen rezeptionsästhetischen Situationen bilden eine wesentliche Komponente in Fareed Armalys Werk.

Das, Journal TERMINAL ZONE bietet dein Leser eine Mischung von Denkformen an, die in Europa nahezu unbekannt ist. Es enthält Interviews mit Vertretern der amerikanischen Musikszene, wissenschaftliche Beiträge zur Pop-Kultur sowie künstlerische Arbeiten. Armalys Hochglanz-Fanzine behandelt unsere Musikkultur anders als herkömmliche Musikzeitschriften oder auch Art Journale. Sein Ausgangspunkt ist gerade nicht die Aktualität. Es geht um das System. TERMINAL ZONE stützt sich auf alte Pop-Musik-Haudegen, George Clinton, Fred Wesley, David Thomas oder James Brown, die jede Menge über das amerikanische Musikgeschäft zu berichten wissen. „What I wanted to construct”, erklärt Fareed Armaly, „was a different kind of architecture, or framework, for writings and music/culture.” Mark Mothersbaugh von DEVO wird z. B. in diesem Sinne gefragt, warum denn ihr musikalisches Erfolgskonzept eigentlich nicht funktionierte. Prominentester Schreiber in TERMINAL ZONE ist Dan Graham, der erst vor kurzem seine eindrucksvollen GlaspavilIons im Münchner Kunstverein zeigte. Graham, der schon seit den 60er Jahren für Musikzeitschriften arbeitet, schreibt hier über Rock und Religion, Angela McRobbie über Postmoderne und populäre Kultur und Hazel V. Carby zum Thema „The Sexual Politics of Women’s Blues”. Letztere weist in ihrem Aufsatz nach, dass nicht die vom Feminismus so häufig untersuchte Literatur, sondern der Blues über sexuelle. Erfahrungen und Wünsche der schwarzen Frau berichtet.

TERMINAL ZONE ist in jedem gut bestückten Buch- oder Schallplattenladen erhältlich. Der Kulturanalytiker in der Provinz wende sich dagegen an den Spex-Service. Denn „TERMINAL ZONE” ist unentbehrlich für jeden, der dem Geheimnis des Gebildes Popmusik auf die Schliche kommen will.